Warum haben Sie parallel zum Sport studiert?
Das hat sich mehr oder weniger so entwickelt. Ich hatte das Gymi abgeschlossen und danach angefangen Jura zu studieren. Dann ging ich in die USA, wo ich ein Sportstipendium bekam. Dort schloss ich mit dem Bachelor of Arts ab. Nach meiner Rückkehr in die Schweiz habe ich hier Betriebswirtschaft studiert.
Wann war der richtige Zeitpunkt in Ihrer Profisportler-Karriere, um die Planung und Umsetzung der beruflichen Karriere voranzutreiben?
Das war alles nicht so genau geplant. Ich wusste ja am Anfang auch nicht, wie sich das mit dem Sport entwickelt. Ab einem gewissen Zeitpunkt habe ich aber dann gesehen, dass das in Richtung Profi-Karriere geht. Von da an gab der Sport den Takt an. Gleichzeitig war es aber auch mein Ziel, das Studium abzuschliessen – quasi als Absicherung für das Risiko Sport.
Welche Schwierigkeiten tauchten bei der Vereinbarkeit von Spitzensport und Studium auf?
Beide Bereiche verlangen volle Konzentration. Das ist das grösste Problem. Wenn Prüfungen anstehen sollte man sich nur darauf fokussieren. Und wenn Wettkämpfe oder eine Intensivphase auf dem Plan stehen, braucht man all seine Energie dafür. Wenn man das eine oder das andere nur so halbherzig macht, erreicht man am Ende gar nichts.
Wie konnten Sie das überwinden?
Ich habe klare Prioritäten gesetzt. Jeden Tag, jede Woche, jeden Monat. Es gibt ja Semesterferien und vorlesungsfreie Zeiten, da konnte ich mich natürlich mehr auf den Sport konzentrieren. Es gibt auch langfristige Terminpläne, vom Studium und vom Sport. Diese legte ich übereinander und schaute, wo es Überschneidungen gibt. Da galt es anzusetzen.
Verlief alles wie geplant oder gab es auch Umwege?
Ja klar gab es Umwege. Wie viele Profisportler hatte auch ich mal eine grössere Verletzung. Dann musste ich eine Weile in die Reha. Das bedeutete dann halt die Pläne auf Tagesbasis zu justieren.
Welches Ziel hatten Sie vor Augen, beruflich gesehen?
Ein konkretes berufliches Ziel hatte ich damals nicht. Aber da ich Betriebswirtschaft studierte, wusste ich, dass es danach viele Möglichkeiten geben würde. Das ist ja bei der hfsz auch so. Die drei Studiengänge sind ja eher Generalisten-Ausbildungen.
Warum war es die richtige Entscheidung, Sport und Studium zu kombinieren, rückblickend betrachtet?
Eigentlich halte ich ja nicht viel davon, auf mehreren Hochzeiten zu tanzen. Es besteht dann immer die Gefahr, dass man irgendetwas vernachlässigt. Aber wenn die Schule und das Umfeld flexibel sind, dann geht das. Es kommt aber auch darauf an, was für ein Typ Mensch man ist.
Wenn man Sport und Studium nicht kombiniert, hat man halt irgendwann ein Problem. Stellen Sie sich vor, Sie beenden mit 30, 35 Ihre Profisportler-Karriere. In meiner Abschlussarbeit habe ich erhoben, dass eine Mehrheit der Schweizer Spitzensportler wenig bis nichts mit dem Sport verdient. Dann wollen Sie ein Studium anfangen und gleichzeitig noch eine Familie gründen. Das wird dann zeitlich und finanziell sehr schwierig.
Die HFSZ bietet ja eine einzigartige Kombination von Privat-, Online- und Präsenz-Unterricht (POP-Modell) an. Welche Vorteile sehen Sie für einen Profisportler in diesem orts- und zeit-unabhängigen Studienkonzept?
Der Sport hat für den Profisportler oberste Priorität. Das heisst, er braucht eine Schule, die das mitmacht und wo er auch mal kurzfristig irgendwas am Stundenplan ändern kann. Oder das Studium verlängern. Das ist bei der HFSZ alles kein Problem.
Welche speziellen Fähigkeiten aus dem Sport sind fürs Studium nützlich? Und umgekehrt?
Grosse Ambitionen, Ausdauer und Zielstrebigkeit. Das bringt jeder Profisportler mit, sonst hätte er es gar nicht erst so weit gebracht. Und diese Fähigkeiten helfen einem natürlich dann auch im Studium. Schön ist auch, dass man beim Studium mal etwas Kopfarbeit leisten kann als Ausgleich zum Sport.
Haben Sie ein paar Tipps, die Sie jungen Spitzensportler*innen geben würden, die am Anfang ihrer sportlichen und beruflichen Laufbahn stehen?
Prioritäten setzen und Planen sind am wichtigsten. Sie müssen das Studium um den Sport herumbauen. Je nach Sportart gibt es Zeitblöcke, wo sie unterwegs, und solche, wo sie zuhause sind. Diese müssen sie akribisch genau planen. Und das Ziel nicht aus den Augen verlieren. Das ist fast noch wichtiger.
Wir danken Christian Belz herzlich für dieses Interview.
Von Beatrice Flück für die HFSZ